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Natürlich Schuler – Der Blog

Atmen heisst Leben

Wir atmen meist, ohne darüber nachzudenken. Doch wenn wir lernen, das Luftholen bewusst zu steuern, kann der Atem Körper und Geist heilen

Der Atem ist ein Lebensbegleiter. Vom ersten Schrei im Kreissaal bis zum letzten Atemzug markiert er Anfang und Ende des Lebens. Wir können einige Zeit ohne Nahrung, Wasser und Licht überleben – aber nur wenige Minuten ohne Luft.

Wohl deshalb waren Menschen früh fasziniert von der Atmung. Ägyptische Grabinschriften preisen die „Heilkunst mit dem Atem“, die derjenigen mit „dem Messer“ oder mit „Pflanzensaft“ überlegen sei. Seit 3000 Jahren gehört die Atmung zu den Säulen des in Indien entstandenen Yoga. Der Buddha sagte: „So du zerstreut bist, lerne, auf den Atem zu achten.“

Eines steht fest: Zu lange wurde die Kraft des Atems unterschätzt. Er heilt Körper und Geist.

Atem als Verbindung zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein

Der Atem, ein Alleskönner? Eine Verbindung zwischen dem menschlichen Bewusstsein und dem Unbewusstsein?

Denn der Mensch denkt meistens nicht über das Atmen nach, er tut es einfach. Die Atmung wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert, genauso wie Herzschlag und Verdauung. Wie ein Seismograf registriert das Nervensystem Bewegungen und Gefühle und passt die Atmung an, je nach Energiebedarf. Bei körperlicher Anstrengung oder Angst beschleunigt sich die Atmung. Sie kann bei einem Schreck aussetzen. Sie wird langsamer, wenn wir uns entspannen oder schlafen.

Die Sprache hat für diese Zusammenhänge unzählige Bilder geschaffen. Es verschlägt einem vor Schreck den Atem, etwas ist atemraubend schön, jemand hat keine Zeit zum Luftholen oder eben einen langen Atem.

Was den Atem von allen anderen ve­getativen Funktionen unterscheidet: Die Menschen können ihn bewusst beeinflussen. Wir können dem Herzen nicht befeh­len, langsamer zu schlagen. Wir können vom Magen nicht verlangen, die Verdauung einzustellen. Aber wir können beschliessen, langsamer oder schneller zu atmen. Der Atem schlägt also eine Brücke, weil er willkürlich beeinflusst, was sonst unwillkürlich geschieht.

Es ist ein einzigartiger Vorgang im menschlichen Körper.

Atem und Herzfunktion sind eng miteinander verbunden. Schlägt das Herz schnell, beschleunigt sich unwillkürlich auch die Atmung. Umgekehrt: Beim bewusst langsamen Atmen sinken Puls und Blutdruck. Allein durch seinen Willen kann ein Mensch das nicht erreichen. Benutzt er den Atem als Brücke, schafft er das.

Im Alltag schenken wir der Atmung wenig bis gar keine Beachtung. Dabei könnte ein verbessertes Bewusstsein nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Emotionen positive Auswirkungen haben.

Wir atmen täglich rund 25 000 Mal. Meist unbewusst. Die Ein- und Ausatmung ist wie viele unserer körperlichen Funktionen selbsttätig, ein Automatismus. Der Atem ist das Erste, was wir tun, wenn wir geboren werden, und das Letzte, wenn wir sterben. So wirklich bewusst nehmen wir ihn lediglich beim Sporttreiben wahr, wenn wir «ausser Atem» geraten und nach Luft hecheln, wenn wir vor einem wichtigen Termin zur Beruhigung kurz «tief durchatmen» oder uns vor Aufregung der «Atem stockt».

Viele atmen zu schwach und zu flach

«Viele Menschen atmen im Alltag falsch». Falsch heisst: ohne das ganze Atmungsorgan zu gebrauchen. Dazu gehören nebst der Lunge auch das Zwerchfell und der Bauch. «Viele atmen zu schwach, zu flach und zu stark mit dem oberen Atmungstrakt, der Brust. Dies passiert hauptsächlich, weil wir unter chronischem Stress und Anspannung stehen. Dazu kommt, dass viele aus ästhetischen Gründen den Bauch einziehen.» Dies jedoch behindert die tiefe Atmung und lässt die flache Brustatmung normal erscheinen.

Eine eingeschränkte Atmung könne eine Belastung für das Herz sein, muskuläre Verspannungen im Oberkörper verstärken, zu Müdigkeit führen und die Konzentration beeinträchtigen. Da die Atmung unser wichtigster Entgiftungskanal ist und rund 70 Prozent der Toxine über sie ausgeschieden werden, hat das flache Atmen einen negativen Einfluss auf unser gesamtes Immunsystem.

Wie man atmet, hängt auch mit den Emotionen zusammen

Bei der korrekten, normalen Atmung sollten sich Brustkorb und Bauch gleichermassen ausdehnen. So gelangt nicht nur mehr Sauerstoff in den Körper, sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Konzentration werden gesteigert. Die tiefe Bauch- und Zwerchfell-Atmung «massiert» zudem die Organe und Eingeweide, und man hat weniger Enge-Gefühle im Körper.

Die positiven körperlichen Auswirkungen tiefer Atmung, wie Senkung des Blutdrucks, der Herzfrequenz und die Linderung von chronischen Schmerzen, sind mittlerweile gut bekannt. Weniger verbreitet ist jedoch, dass die Art, wie man atmet, auch mit Emotionen zusammen hängt.

Atemübungen für den Alltag

Es ist hilfreich, das bewusste atmen in den Alltag zu integrieren. Hier ein kleiner Auszug von verschiedenen Möglichkeiten.

BEWUSSTWERDEN

Stellen dir viermal am Tag den Wecker, und achten dich in diesem Moment genau, wie du gerade atmest. So kann man erste Tendenzen und Muster erkennen.

BAUCHATMUNG

Lege dich auf den Boden, winkle dir die Beine an, und führe die rechte Hand auf den Bauch, die linke auf den Brustkorb. Atme durch die Nase ein und aus. Dabei soll sich die Hand auf der Brust nicht bewegen. Es soll nur mit dem Bauch gearbeitet werden. Mache dies 15 bis 20 Minuten. Die Bauchatmung entspannt und baut Stress ab. Ausserdem massiert sie die Bauchorgane und kann so die Verdauung verbessern.

ATMEN ZUR BERUHIGUNG

Halte dir das rechte Nasenloch zu und versuche, nur durch das Linke zu atmen. Das linke Nasenloch ist stärker mit dem Parasympathikus verbunden. Dieser ist Teil des vegetativen Nervensystems und fördert unter anderem die Funktionen des Körpers in Ruhe. Durch diese Atmung wird die Atemfrequenz verlangsamt, und man beruhigt sich.

BOX BREATHING-TECHNIK

Vier Sekunden lang einatmen, vier halten, vier ausatmen, vier normal atmen. Mit dieser Technik wird die Atmung reguliert, und das Zählen lässt Gedankenkreisen verschwinden. Die Technik kann auch beim Einschlafen helfen.

WECHSELATMUNG

Bei dieser Wechselatmung atmest du durch ein Nasenloch ein, atmest du durch das andere Nasenloch aus. Durch das selbe wie du ausgeatmet hast ein, durch das andere aus.
Setzt dich bequem hin. Am besten frei mit einer geraden Wirbelsäule. Die linke Hand legst du locker auf dem linken Oberschenkel ab.
Die rechte Hand führst du nach oben, klappst Zeigefinger und Mittelfinger ein. Der Daumen wird für den rechten Nasenflügel genutzt und der Ringfinger für den linken Nasenflügel.

Beginne auf der linken Seite. Verschliess das rechte Nasenloch mit dem Daumen und atmest durch das linke Nasenloch ein. Dann verschliesse das linke Nasenloch und atme durch das rechte aus. Atme durch das rechte ein, öffne das linke und atme aus. Atme links ein, öffne das rechte und atme aus. Immer schön abwechselnd. Atme dabei langsam. Wenn dir das gut gelingt, nehmen wir das Halten dazu.

d.h. Verschliesse das rechte Nasenlochmit dem Daumen und atme links ein für 4 Sekunden, verschliesse beide Nasenlöcher (Daumen und Ringfinger) und halte den Atem für 4 Sekunden. Dann atmest du rechts aus, für 4 Sekunden. Rechts wieder ein für 4 Sekunden, halten für 4 Sekunden und Links aus für 4 Sekunden.

Du kannst die Zeiten anpassen, so dass es für dich noch Angenehm ist. Das Ausatmen sollte tendenziell länger dauern, wie das einatmen.

Diese Technik eignet sich gut für den Alltag für mehr Konzentration, Fokus, Innere Ruhe und Kraft. Die Wechselatmung kann helfen Kopfschmerzen (Migräne), Stress und Erkältungen vorzubeugen sowie kann es unterstützend bei Angst helfen.

Keine Emotion ist eine reine Emotion

«Keine Emotion, die wir erleben, ist eine reine Emotion. Vieles ist implizit oder explizit durch Erfahrungen verinnerlicht worden. So stufen wir zum Beispiel Wut, Angst oder Trauer als negative Emotion ein. Viele dieser Gefühlsregungen sind in der Gesellschaft verpönt und werden deshalb verdrängt». Wenn etwa Wut oder Stress aufkommt, tendieren wir dazu, weniger zu atmen, was die die Unterdrückung der Emotion weiter verstärkt und den psychischen oder auch körperlichen Druck erhöhen kann.

Emotionen einfach mal fliessen lassen

Im Gegensatz zur normalen, alltäglichen Atmung arbeitet man im Breathwork mit unterschiedlichen Techniken. Der direkte Nutzen dieser Atmung besteht darin, dass man die Atemmuskulatur trainiert, die Atmung vertieft und sie bewusst wahrnimmt. Dazu kommt, dass der Körper stärker energetisiert wird und dadurch verschiedene «Selbstheilungs- und Selbstregulierungsmechanismen», zutage treten können.

In Bezug auf Emotionen bedeutet dies, dass sich unterdrückte Gefühle angestaut haben, diese wieder zulassen und Erleichterung erfahren können. Dabei soll man auch lernen, gegen diese «negativen» Gefühlen nicht mehr anzukämpfen, sondern sie bewusst körperlich als auch mental wahrzunehmen.

Was ist Breathwork?

Breathwork (oder auch «tiefe, verbundene Atmung») ist eine Art Meditation 2.0. Sie ist eine kraftvolle Atemtechnik, die auf mentaler, emotionaler und körperlicher Ebene gleichzeitig wirkt. Mit der intensivierten Atmung alleine können emotionale und körperliche Blockaden aufgelöst werden, unterdrückte Emotionen zu- und losgelassen und Gedankenkreisen durchbrochen werden. Die Effekte von Breathwork umfassen: innere Freiheit und Klarheit, Lebensfreude, Energie, Zentrierung, Rückverbindung mit der eigenen Intuition, neue Ideen und Einsichten.

Dazu können verschiedene Techniken zum Einsatz kommen. Wie z.B. Holotropes Atmen, Stossatmung, Rebirthing, Ecstatic,...

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